Gewerbe betoniert Grünflächen
- Kronberg für die Bürger
- 15. Feb.
- 3 Min. Lesezeit

Heute stehen wir vor der Entscheidung über den städtebaulichen Rahmenplan für die geplanten Gewerbegebiete am Auernberg, Kronberg Süd und das Procter&Gamble-Areal.
Wie Sie wissen stehen wir der Bebauung des Auernbergs und Kronberg Süds höchst kritisch gegenüber. Gerade am Auernberg wird wertvoller Naturraum vernichtet. Wer dachte, es könne nicht schlimmer kommen, hat sich geirrt. Es kommt mal wieder schlimmer als angekündigt.
Einige Bedenken zur Verkehrssituation hatten wir ja schon vorgetragen. Die teilen offensichtlich die städtebaulichen Experten. Denn nun soll das neue Gebiet am Auernberg nicht mehr neben Marktex, sondern an der Ampel vor Accenture mit einer zusätzlichen Straße angeschlossen werden. Das bedeutet drei stark frequentierte Ampelkreuzungen und einen beschrankten Bahnübergang auf einer Strecke von 380 m. Wie das die sowieso prekäre Verkehrssituation von Oberhöchstadt Richtung Kronberg/Frankfurt und zurück weiter belasten wird, kann sich jeder unschwer vorstellen.
Noch gewichtiger sind unsere Bedenken gegen die Betonierung von Grünflächen. Dies führt zur städtischen Erwärmung, gerade in Zeiten der generellen Klimaerwärmung, stört die Frischluftschneise, führt zum Verlust von Grundwassereintrag und wertvollem Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Genau deswegen wurde diesen Gebieten im neuen RegFNP eine Absage erteilt. Wir haben das bereits thematisiert, doch es fand kein Gehör.
Der Rahmenplan spricht von „qualitativ hochwertiger Freiraumgestaltung, Biodiversität, Freizeit und Erholung“ – wir nennen das „Greenwashing“ in Reinkultur. Dafür sollen wir später heute Abend noch über eine Alibi-Klimakiste auf dem Berliner Platz abstimmen.
Die zur Abstimmung stehende Vorzugsvariante beansprucht unter anderem eine Streuobstwiese. Im ASU wurde gesagt, diese würde durch eine Ausgleichsfläche ausgeglichen. Ausgleichsfläche klingt erst einmal beruhigend. Ist es aber nicht. Diese entsteht erst Jahre später und irgendwo. Die betroffenen Tiere und Pflanzen siedeln nicht um. Nur als Beispiel: Hase, Igel und Schmetterling vor Ort werden versterben, und wir hoffen, auf der Ausgleichsfläche möge sich irgendwann wieder Leben ansiedeln. Aber wir fühlen uns gut mit Ausgleichsfläche.
Gab es nicht schon einmal ein ähnliches Geschäftsmodell in der Kirchengeschichte? Man begehe eine Missetat und zahle für Vergebung, auf dass man unbelastet dem Paradies entgegen schreite. Das nannte sich Ablasshandel. Auf Dauer hat er sich nicht bewährt.
Ebenfalls kritisch sehen wir die Bebauung des Kronberger Hangs. Hier geht es zwar nicht um hochwertigen Naturraum, aber um wertvolle Anbaufläche für Nahrungsmittel, die unwiederbringlich verloren geht.
Die Planung auf dem Procter&Gamble-Areal könnte akzeptabel sein. Im ASU wurde seitens des Antragsstellers aber argumentiert, dass es sich um einen Rahmenplan, quasi um ein Gesamtkunstwerk, handelt, den man zusammen betrachten müsse.
Dabei möchten wir noch einmal auf eine Anregung der Planer aufmerksam machen: Aus städtebaulichen Aspekten – als ob Solche in den letzten 1000 Jahren irgendwo funktioniert hätte – sei die Errichtung von 6-stöckigen Hochhäusern durchaus ratsam.
Wenn wir mit so etwas anfangen, werden die Städte Schwalbach und Eschborn natürlich an den angrenzenden Gebieten früher oder später nachziehen. Man stelle sich das Bild vor:
Man kommt abends aus Richtung Frankfurt, der Vollmond steht über der Burg, eingerahmt von 6-stöckigen “baulichen Akzenten“.
Dies ist eine Aussicht, die hoffentlich in den Diskussionen zu den Bebauungsplänen noch Beachtung finden wird.
Zurück zum Gesamtkunstwerk: Mike Krüger wird die Frage zugeschrieben „ist das Kunst oder kann das weg?“. Unsere Antwort ist klar: es kann weg.
Aus den genannten Gründen werden wir dem Antrag nicht zustimmen.
Wortbeitrag von Dr. Marcus Bodesheim in der Stadtverordnetenversammlung vom 13.2.2025
Es gilt das gesprochene Wort.
So wurde entschieden:
Antrag abgelehnt mit 19 Ja bei 12 Nein