KfB sieht Einsparpotenzial von mind. 4 Millionen Euro
Die jüngst von der Verwaltung vorgelegten aktualisierten Kostenschätzungen für das Bahnhofsumfeld haben sich auf 13,7 Millionen Euro fast verdoppelt. „Damit sind unsere früheren Befürchtungen, für die wir von den anderen Parteien heftig kritisiert wurden, leider noch übertroffen worden“, stellt Co-Fraktionsvorsitzender Dr. Ralf A. Pampel fest. Der Beschluss im Mai 2022 wurde auf Basis von 7,2 Millionen Euro Gesamtkosten getroffen, die Vertreter der SPD damals als „konservativ angesetzt“ bezeichneten.
Die Steigerung liegt aber nur zum Teil an den Baukosten oder allgemeinen Preissteigerungen. Die Fahrradgarage in der Böschung, für die nun fast 2,7 Millionen Euro angesetzt werden, bestätigt sich als ein wesentlicher Kostentreiber, die mit anfangs 500.000 Euro netto völlig fehlkalkuliert wurde. Auch die Stützmauer – zuvor 917.000 Euro netto – wird jetzt auf fast 2,8 Millionen Euro brutto taxiert, was vor allem daran liegt, dass sie um mehrere Meter in den Hang verlegt wird. Die daraus resultierende Abtragung und anschließende Abstützung wurden ursprünglich vollständig unterschätzt.
„Die gute Nachricht: es bestehen signifikante Einsparmöglichkeiten, ohne dass es zu nennenswerten Abstrichen an den gewünschten Funktionen kommen muss“, kündigt Pampel, der auch stellvertretender Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses ist, an. „Unter die Fahrradgarage muss jetzt ein Schlussstrich gezogen werden. Mehr als 26.000 Euro je Stellplatz – und das auch noch als unkomfortable Doppelstockanlage – sind völlig unverhältnismäßig.“ Die Alternative sind überdachte und sichere Fahrradbügel in ansprechendem Design am Gleisende gegenüber vom Lokschuppen. „Dieser Standort hat zudem den Vorteil, dass dort nach Abstellung keine Straße überquert werden muss und bei entsprechender Nachfrage flexibel weitere Stellplätze geschaffen werden können“, betont Dr. Jochen Eichhorn. So können 2,5 Millionen Euro eingespart werden. Diese Variante ist außerdem deutlich ökologischer, da ein großer Teil der Bäume im Hang erhalten werden kann und kein Beton vergossen werden muss.
Eine weitere Option ist die Realisierung von vier statt fünf Bushaltestellen. „Für diese Variante liegt bereits eine Entwurfsplanung vor“, erinnert Eichhorn. Damit muss die Einmündung der oberen Bahnhofstraße nicht aufwändig verlegt werden, was ebenfalls Bäume rettet und Baumaßnahmen reduziert. „Wir freuen uns, dass nun auch die FDP Gestaltungsspielraum bei der Taktung der Stadtbuslinien sieht und den Umstieg auf die Variante 4H beantragt hat“, erklärt Dr. Marcus Bodesheim, Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt. „Wir sehen hier ein Einsparpotenzial von mindestens einer halben Million Euro.“ Die Reduktion sollte auch Auswirkungen auf die Position der Stützmauer haben, die dadurch wohl weniger verschoben werden muss. „Wir bitten den Magistrat, die Gesamtplanung darauf zu überprüfen, wie deren Verschiebung und damit der Aufwand minimiert werden kann“, so Bodesheim.
Für die Erneuerung der nur rund 1.100 qm großen Fläche vor dem Hotel (Verbindungsstraße) werden 1,7 Millionen Euro brutto erwartet, das sind 1.500 Euro pro Quadratmeter. Hier hat bereits die Verwaltung durch eine andere Materialwahl bei gleicher Optik knapp 600.000 Euro Einsparung identifiziert.
„Angesichts dieser neuen Informationslage sind wir zuversichtlich, dass nun alle Fraktionen gewillt sind, die Planungen zu modifizieren und werden unseren Antrag zur Entwicklung und Prüfung alternativer Gestaltungsoptionen für die Fahrradgarage, die Bushaltestellen, die Stützmauer und die Verbindungsstraße aus dem vergangenen Jahr in der nächsten Stadtverordnetenversammlung zur Abstimmung stellen“, kündigt Pampel an „Wir gehen von mindestens 4 Millionen Euro Einsparungen aus – dennoch sind weiterhin 3 Millionen Euro Mehrkosten zu decken.“ Kronberg verfügt derzeit noch über komfortable Rücklagen und Steuereinnahmen, jedoch sind die Zukunftsaussichten angesichts hoher Inflation und unsicherer Wirtschaftslage getrübt. Zudem stehen weitere Großprojekte wie ein neuer Feuerwehrstützpunkt an, sodass wir sparsam mit dem Geld der Bürger umgehen müssen.
Ein weiteres Ignorieren der jetzt endlich transparenten Kosten wäre fahrlässig. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um umzusteuern ohne weitere Zeit zu verlieren. Durch die Verschlankung einzelner Maßnahmen ist zudem auch mit einer erheblichen Reduzierung der Bauzeit zu rechnen. „Auch der zuletzt wiederholt vorgetragene Einwand, wir dürfen uns auch durch wirtschaftlich gebotene Umgestaltungen nicht zu weit vom sogenannten Enzo Enea-Konzept entfernen, kann nicht überzeugen, denn wir bauen ja schließlich nicht für ihn, sondern für die Kronberger Bürger“, betont Pampel.