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Kronberg für die Bürger

Stadtmarketing: Ureigenste Aufgabe eines Bürgermeisters


Bevor wir einem Konzept zustimmen und weitreichenden Konsequenzen wie z.B. die Schaffung einer Stabsstelle und damit einer neuen Personalstelle zustimmen, fragen wir:

Warum braucht Kronberg ein Integriertes Stadtmarketingkonzept? Wo sind Probleme? Im Tourismus: Wollen wir mehr Touristen? In der Wirtschaft: Wollen wir mehr Gewerbebetriebe, mehr Gewerbesteuereinnahmen? In der Kultur: Wollen wir mehr Besucher unserer kulturellen Angebote? Grundsätzlich kann man sagen: JA.

Die genannten Punkte und damit zusammenhängenden Aufgaben sind Aufgabe einer Stadt wie Kronberg. Wir müssen uns die Frage stellen, wie viel Steuergeld ihrer 18.000 Einwohner sollen für diese freiwillige Ausgabe ausgegeben werden? Und: wie hoch ist der Handlungsdruck?


Wir finden es im Großen und Ganzen gut und ausreichend, was in Kronberg angeboten und genutzt wird. Die im vorliegenden ISM genannten Schwerpunkte sind nicht neu und wurden bereits im Wesentlichen als solche erkannt (außer Gesundheitsthemen). Das heißt, wir machen schon vieles richtig. Bei dem Lesen des Konzepts fehlte uns das Aha-Erlebnis. Aus unserer Sicht birgt es keine solchen neuen Erkenntnisse, die eine neue Stelle notwendig machen.


Corona hat natürlich seit einigen Monaten einiges verändert. Und es wird wohl auch dauerhafte Veränderungen geben. Darauf muss die Stadt, jeder Betrieb, jeder Verein und letztlich auch jeder Bürger reagieren. Das ist auch schon passiert. So haben beispielsweise viele Bürger verstärkt in Kronberg eingekauft und bei der örtlichen Gastronomie Essen bestellt oder auch wieder vor Ort gegessen. Der Gewerbeverein hat nicht nur seine Mitglieder, sondern auch Nicht-Mitglieder und Vereine unterstützt und im Internet ein „virtuelles Schaufenster“ eingerichtet. Dass auch die Stadt nicht untätig war, konnte man gut am Gemeinschaftsprojekt „Urlaub in Kronberg“ erkennen, wo der Tourismus in Kronberg-Verein mit der Wirtschaftsförderung, den Hotels und Kronberger Alleinstellungsmerkmalen wie der Burg oder dem Museum Malerkolonie kurzfristig attraktive Pakete geschnürt und vermarktet hat.


Wir sehen also: Wenn es ein Problem (wie ausbleibende Hotelgäste) gibt, setzt man sich schnell zusammen und überlegt, was man gemeinsam tun kann. Denn die Erkenntnis hat sich - auch coronabedingt - durchgesetzt: Gemeinsam an einem Strang ziehen ist erfolgreicher als sich gegenseitig Konkurrenz zu machen.


Wir sind daher der Meinung: Es gibt - nicht zuletzt auch durch das außergewöhnlich hohe ehrenamtliche Engagement - in Kronberg genug Kapazitäten (Akteure werden sie im ISM-Konzept genannt), die bei Bedarf zusammen aktiv werden. Daher braucht es aus unserer Sicht keine weitere Stelle, die letztlich nur koordinierende Aufgaben übernimmt.

Wir denken daher, dass eine solche Aufgabe - die Stadt nach außen repräsentieren und für sie zu werben und nach innen Netzwerke aufzubauen und zu pflegen - die ureigenste Aufgabe eines Bürgermeisters oder einer Bürgermeisterin ist. Darin wird er von den bereits vorhandenen Mitarbeitern, die entsprechende Aufgaben haben, unterstützt - uns fallen dazu spontan bereits mindestens 5 Personen ein. Vielleicht möchte ein neuer Bürgermeister*in die Aufgabenverteilung auch neu regeln – da würden wir ggf. dann einen Hinweis oder Vorschlag von ihm/ihr erwarten.


Wichtig ist, dass die Anbieter von wirtschaftlichen, kulturellen oder touristischen Angeboten sich untereinander und die jeweiligen Angebote kennenlernen. Man sollte sie daher regelmäßig an einen runden Tisch bitten und so ein übergreifendes Netzwerk in der Stadt etablieren und verstärken. Je nach Lage und Situation kann an einem solchen Netzwerktreffen ein konkretes Thema bearbeitet werden und jeder wird dann sein „Pfund in die Waagschale werfen“ und dazu beitragen, dass aus Einzelteilen ein größeres und besseres Ganzes wird.


Um ein konkretes Beispiel in den Ring zu werfen: Kronberg könnte sich als Hochzeitsstadt positionieren. Wir haben wunderbare Trauorte (die städtische Receptur, die Burg, die Lodge, das Schlosshotel, …) und Kirchen, eine große Bandbreite von Gastronomen und Caterern, Hotels in unterschiedlichen Preislagen und sogar Serviceanbieter wie Tortenbäcker, Hochzeitssänger, Fotografen, Frisöre, Floristen oder Maßschneider für Herrenanzüge und Brautkleider. Dazu könnte eine jährliche Hochzeitsmesse in der Stadthalle akquiriert werden. Flyer und eine attraktive Online-Präsenz auch in den Sozialen Medien, die den „Bauchladen“ ansprechend präsentiert, tragen zur Vermarktung bei. Daraus könnten sich Brautleute aus nah und fern ihren schönsten Tag im Leben „konfigurieren“. Eine Hochzeitsgesellschaft setzt sich zudem oftmals aus Gästen „aus aller Welt“ zusammen, die nach einem durchgefeierten Wochenende vielleicht später gerne noch einmal in Ruhe Kronberg besuchen möchten - von einer Rückkehr der Brautpaare zu ihren Hochzeitstagen ganz zu schweigen.


Die KfB wird der Vorlage daher im Ergebnis nicht zustimmen. (Wir haben schon 2017 nicht dafür votiert, das ISM extern in Auftrag zu geben)


 

So wurde die Vorlage entschieden:

Angenommen mit 21 Ja (CDU, SPD, Grüne, UBG), 8 Nein (KfB, FDP), 2 Enth (FDP)

So hat die Presse berichtet:

Mit Fehler: Die Änderungsanträge der FDP (zeitliche Befristung der Stelle, Lenkungsausschuss unter Leitung des Bürgermeisters, Ziele auf Basis des ISM-Konzeptes von Dr. Eggers formuliert, zeitlich priorisiert und begleitet) wurden NICHT angenommen. Lediglich die Forderung, dass Bewerber „Erfahrung in den Bereichen Stadt- oder Tourismusmarketing“ vorweisen müssen, wurde beschlossen).

Taunus-Zeitung vom 22.9.2020: Zwischen Außenwerbung und Selbstkritik (nicht online verfügbar)


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