Baufeld III: Überdimensioniert und ökologisch nicht vertretbar
- Kronberg für die Bürger

- 24. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

Es wird Sie wahrscheinlich nicht überraschen: die KfB bleibt bei ihrer Ablehnung der derzeit geplanten Umsetzung der Bebauung des Baufelds III am Bahnhof.
Dies hat im Wesentlichen zwei Gründe:
Erstens: Die geplante Fahrradgarage, die aufwendig in den Hang gegraben werden soll, ist vollkommen überdimensioniert und überteuert.
Die Fahrradgarage soll für 100 Fahrräder einen Stellplatz bieten und alleine 1,5 Mio EUR kosten. Ohne Stützmauer. Das ergibt Kosten für einen einzelnen Stellplatz von 15 TEUR. Das ist vollkommen absurd und es erscheint so, als ob die Stadt ein Dauerabonnement in dem Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler abschließen wollte.
Ebenso erscheint die Anzahl der Stellplätze als zu hoch. Es gab nie eine rationale Bedarfsanalyse und die aktuelle Zahl ist ein Phantasiewert. Zum Vergleich: die Stadt Bad Homburg baut einen Fahrradturm für etwa 120 Fahrräder. Nur hat Bad Homburg dreimal so viele Einwohner wie Kronberg.
Selbstverständlich sind wird für den Bau von sicheren Fahrradabstellplätzen. Aber in bedarfsgerechter Anzahl und zu rationellen Kosten. Wir schlagen daher konstruktiv durch unseren Änderungsantrag vor, auf den Bau der Fahrradgarage im Hang zu verzichten und stattdessen zunächst 30-40 und bei Bedarf erweiterbare Abstellmöglichkeiten entlang der Gleise zu errichten. Ähnlich wie in Eschborn.
Dies ist in Übereinstimmung mit dem geltenden Beschluss dieser Stadtverordnetenversammlung, auf die Fahrradgarage im Hang zu verzichten, wenn die Fördermittelquote von 75% bzw. 9 Mio Euro nicht erreicht wird. Die erreichte Quote beträgt 69%. Der Förderantrag für die B&R-Anlage wurde getrennt vom restlichen Bahnhofsumfeld (inkl. Stützmauer) gestellt, sodass diese Förderung zurückgegeben werden kann, ohne die andere Förderung zu verlieren.
Auch wenn diese eine hoher Förderquote ist und ein Erfolg für die Antragssteller, handelt es sich dennoch um Steuergeld der Bürger, das sorgfältig und nicht aus Gründen des Prestiges eingesetzt werden sollte.
Zweitens: Die mit der Durchführung erforderlichen Baumfällungen sind schädlich für das Mikroklima und ökologisch nicht vertretbar. Nach derzeitiger Planung sollen über 100 Bäume gefällt werden für zusätzliche Bushaltestellen, die Fahrradgarage und die Stützmauer nach Versetzen der Bahnhofstrasse in Richtung Hang.
Es wird seitens der Antragsteller u.a. in den Ausschüssen argumentiert, dass die Sanierung der Stützmauer auch ohne Versetzen das Fällen des Baumbestands erforderlich macht. Diesem Argument schließen wir uns nicht an. Wenn man wollte, gibt es sicherlich entweder Sanierungsmethoden, die einen größeren Teil des Hangs erhalten würden. Oder zumindest wäre eine Neubepflanzung möglich. Aufgrund des nur noch schmalen Grünstreifens nach dem Versetzen der Straße bleibt dafür wenig Platz und eine Baumbepflanzung auf dem Dach der Fahrradgarage ist, wie wir in den Ausschüssen gelernt haben, unmöglich. Wenn wir auf die Fahrradgarage verzichten, bleibt mehr Raum für Bäume oder Neubepflanzung erhalten.
Die Straße wird auf 6,50m verbreitert – was normalerweise zu schnellerem Tempo führt. Aber hier soll ein sog. Shared space (wie am Dalles) entstehen, der von 4000 Fahrzeugen täglich passiert wird. Wir halten das für eine Fehlplanung.
Neben der Straße ist eine 3 m breite Bushaltestelle und ein 3m breiter Streifen für die wartenden Fahrgäste geplant – das verursacht die massive Verschiebung der Stützmauer. Dahinter werden weitere 4,50 m für die Fahrradgarage abgegraben. Das sind mehr als 10 m, um die der Hang abgetragen wird. In unseren Augen eine völlig überdimensionierte Planung.
Das Ergebnis ist eine massive Anhäufung von Beton, der im Sommer zu einer Hitzeinsel werden wird. Selbst die EU ist besorgt über die steigende Zahl von Hitzeopfern in Europa und fordert dazu auf, Städte zu begrünen und Hitzeinseln zu vermeiden. Das Projekt führt zum genauen Gegenteil.
Der Verlust von Biodiversität und Futterraum für Tiere und Insekten ist schon anderweitig beschrieben worden und dem ist an dieser Stelle nichts hinzuzufügen.
Was bleibt ist eine für ein Prestigeprojekt ästhetisch höchst fragliche Lösung. Der Besucher, der am Kronberger Bahnhof ankommt, bekommt erst einmal ein Brett vor den Kopf gehalten in Form einer meterhohen Betonwand. Das Aushängeschild der Stadt ist dann die elaborierte Struktur von Sichtbeton- und Lochblechfassaden.
Auch wenn wir wahrscheinlich die einzigen sein werden, die gegen den Antrag stimmen, möchte ich dennoch einen Wunsch äußern: Wenn in den nächsten 2 bis 3 Jahren die Bahnhofstraße zur Großbaustelle wird, wird diese hoffentlich so organisiert, dass die Bauarbeiten am Bahnhofsgebäude fortgesetzt werden können. Es sollte im Interesse Aller sein, dass dieses Vorhaben zügig weiter umgesetzt werden kann.
So wurde entschieden:
KfB-Änderungsantrag abgelehnt mit 4 Ja und 26 Nein
Hauptantrag angenommen mit 23 Ja und 4 Nein bei 3 Enthaltungen


