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  • Alexa Börner

Schillergärten erst entscheiden, wenn Konsequenzen bekannt sind


Wir, die Stadtverordneten, sollen heute dem überarbeiteten Entwurf zur Bebauung der Schillergärten zustimmen, damit Architekt und Investor weiter planen können. Dieses Interesse ist nachvollziehbar. Gleichzeitig müssen wir uns bewusst sein, dass diese Zustimmung ein „weiter so“ bedeutet. Investor und Architekt werden auf Grundlage des heutigen Beschlusses weiter planen und weiter investieren. D.h., bei jeder Änderung, die wir zu einem späteren Zeitpunkt diskutieren werden, wird uns entgegengehalten werden, dass der Investor aber doch im Vertrauen auf unseren Beschluss bereits viel investiert hat, dieses Investitionsinteresse sei zu schützen und der Einwand komme nun zu spät. Das kommt mir bekannt vor !

Unsere Kritikpunkte an dem jetzigen Planungsentwurf im Einzelnen:

  • Die Unterlagen zu der Vorlage sind zwar auf stetige Nachfrage immer zahlreicher geworden, es gibt aber leider nach wie vor keine Visualisierung, wie die sechs, teilweise vier Etagen hohen Wohn- sowie das schätzungsweise zwischen 13 und 15 Meter hohe Gewerbegebäude in ihrer Gesamtheit zukünftig aus wirken werden.

  • Der Aufstellungsbeschluss wurde im vergangenen Jahr von CDU und SPD geändert, weil ihnen die Grundstückauslastung zu hoch und die Gebäude zu massiv waren. Dennoch ist die der Wohnhäuser vier Etagen und damit mindestens 12 Meter hoch. Formalrechtlich zählt das Sockelgeschoss nicht als Vollgeschoss, dieser baurechtliche Kniff ändert aber nichts daran, dass der Gesamteindruck bleibt: man wird nämlich die reine Höhe bzw. das Volumen nach wie vor sehen, daran hat der Änderungsantrag nichts geändert.

  • Schaut man sich die Zeichnungen an, fällt auf, dass die Baukörper wesentlich massiver und größer als die Bestandsbebauung in der Umgebung sind. Die Schaffung einer „Mitte“ halten wir nicht für gelungen, zumal wie schon angemerkt wurde, auf der Tiefgarage kein großer Baum wachsen wird. Insofern wäre es sinnvoller, die Bäume um das Quartier zu pflanzen, damit bei der Draufsicht ein grüner Eindruck bestehen bleibt.

  • Besonders wichtig ist aber, dass das Vorhaben sowohl unter städtebaulichen Aspekten als auch unter wirtschaftlich Aspekten betrachtet wird:

Das Gebiet am Bahnhof – hier sollte ursprünglich mal nur ein Hotel entstehen! - soll jetzt Stück für Stück - und vollständig ! - mit mehrgeschossigen hohen und großen Gebäuden bebaut werden. Wir reden von 15 Meter hohen Gebäuden (der „kleine“ Hotelteil und der Gewerbebau), die den Bahnhofsplatz „einfassen sollen“!

Von einem grünen Entrée wird nichts mehr übrig sein. Da hilft es auch nicht, wenn das Baufeld VI weiterhin den Namen „Schillergärten“ tragen soll. Vielmehr wird es zu einer großen betonierten Fläche kommen. Eine 3D-Darstellung, die heute bei solchen Bauvorhaben üblich ist, liegt uns leider nicht vor. Schade, sie würde den Bürgern und allen anderen Beteiligten aber deutlich machen, wie die „Urbanisierung Kronbergs“ aussehen wird. Bisher gibt es nur ein Model im großen Maßstab (da sind vierstöckige Häuser nur 2 Zuckerwürfel hoch) und Pläne, die nur von oben auf das Gelände blicken lassen, sowie seitliche Schnitte. Von oben sehen alle Häuser flach aus, wenn dann die Flachdächer auch noch begrünt gezeichnet werden (wir reden von „Grasbüscheln“, siehe Opel Zoo), verschönt es ebenfalls den wahren Eindruck. Wichtig ist aber auch, wie die Wirkung in ihrer Gesamtheit aus der Sicht eines Autofahrers oder Fußgängers ist und ob der in beiden Bürgerbeteiligungen gewünschte grüne Eindruck des Gebietes beibehalten werden. Die vollständige Rodung der Schillergärten und der Böschungsbegrünung entlang der Ludwig-Sauer-Straße, verbunden mit massiven Geschossbauten werden den Charakter Kronbergs an einem zentralen Eingangsort nachhaltig zum Negativen verändern. Das Votum der Bürgerbeteiligung zum Stadtentwicklungskonzept für eine "GRÜNE STADT IM GRÜNEN" wird damit ignoriert. Stattdessen will wohl die Mehrheit der Stadtverordneten aus CDU, SPD und UBG ihren eingeschlagenen Weg unbeirrt weitergehen.

Wenn wir heute dem Beschlussvorschlag folgen, wird eine maßvolle Entwicklung des Bahnhofsareals zu Gunsten der Interessen von Projektentwicklern, Architekten und Grundeigentümern auch an dieser Stelle verhindert.

Abgesehen vom Stadtbild hat die in dieser Form geplante Bebauung möglicherweise auch Folgen für den Haushalt.

Es wird daher zu einem deutlichen Mehraufkommen an Verkehr kommen, der durch die Ludwig-Sauer-Straße fließen wird – dazu sollen später auch noch weitere 66 Wohnungen auf dem Baufeld V kommen. Eine Neugestaltung der scharfen Kurve an der Ecke zur Schillerstraße wird in diesem Zusammenhang wünschenswert, wenn nicht sogar notwendig. Dies wurde in der Vergangenheit im ASU bereits diskutiert.

Die KfB hat bereits vor einem Vierteljahr die Anfrage gestellt, welche Kosten im Bahnhofsareal anfallen. Wir haben bis heute keine Antwort erhalten. Risiken für den Haushalt werden einfach totgeschwiegen.

Bekannt ist bereits, dass für die Parkplätze und den Bahnhofsplatz benötigen Flächen und damit verbundenen Umbaumaßnahmen mehr als ZWEI Millionen Euro kalkuliert werden. Dazu kommen mehr als 800tausend für die im Zusammenhang mit der Bachver- und -offenlegung von der Stadt (nicht den Investoren!) zu tragenden Kosten. Anschließend sind Straßen und Plätze zu bauen, auch der Parkplatz in Kronberg Süd, vielleicht ist dort sogar ein Parkhaus nötig? So kommen schnell ein hoher Betrag zustande kommen, das wird durch den Verkauf der städtischen Grundstücke (unser Tafelsilber!) nicht reingeholt - die Stadt muss möglicherweise für das gesamte Gebiet draufzahlen. Dabei wurde immer mit „Einnahmen für die Stadt“ argumentiert. Das kann und darf in unserer finanziellen Situation nicht unter den Teppich gekehrt werden!

Bevor wir eine Bebauung in diesem Umfang weiter vorantreiben, sollten wir einen Überblick über derartige Folgekosten haben, die auf die Stadt zukommen werden. Das gilt auch und erst recht für die Schillergärten. Denn hier handelt es sich um Privatinvestitionen, hier erhält die Stadt kein Geld! Die KfB hat letzte Woche einen Dringlichkeitsantrag gestellt, diese Kosten für die Neugestaltung der Ludwig-Sauer-/Schillerstraße zu ermitteln, der jedoch mangels Dringlichkeit abgelehnt wurde! Das Argument, wonach die Auswirkungen auf den Verkehr im B-Planverfahren immer geprüft werden, ist hier fehl am Platz! Das mag formaljuristisch richtig sein, aber wir müssen Risiken oder negative Folgen doch dann prüfen, wenn wir sie erkannt haben und nicht warten, bis es zu spät ist. Was spricht denn dagegen??

Wir appellieren noch einmal an Sie alle, einen Beschluss zur Bebauung der Schillergärten erst dann zu fassen, wenn a) der Gesamteindruck visualisiert wurde, b) Auswirkungen auf Verkehr und Straßen geprüft wurden (nachher ist es zu spät) und die c) Kosten notwendiger Folgemaßnahmen vorher bekannt sind. Es geht uns nicht darum, wie uns gerne unterstellt wird, alles zu verhindern. Ganz und gar nicht! Aber eine Entscheidung ohne diese Informationen ist nicht nur städtebaulich, sondern auch finanziell verantwortungslos!!

Wir lehnen diesen Beschlussvorschlag daher mit Nachdruck ab.

=es gilt das gesprochene Wort=

Wortbeitrag Alexa Börner, Stadtverordnetenversammlung 14.7.2016

So hat die Presse berichtet:

F.A.Z. vom 16.7.2016: Kritik an "Urbanisierung Kronbergs" (nicht online verfügbar)

Taunus-Zeitung vom 18.7.2016: Der Stadtrat und die Schillergärten

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